Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat für weitere fünf Jahre genehmigt hatte, wird nun in der Politik verstärkt versucht, es auf nationaler, regionaler oder kommunaler Ebene zu verbieten. Erst kürzlich hat beispielsweise die tschechische Regierung angekündigt, den Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft zu beschränken.
Auch in vielen Kommunen Nordrhein-Westfalens wird bereits ein Verbot des Mittels diskutiert; immer mehr Stadtverwaltungen versuchen das Herbizid von städtischen Flächen fernzuhalten. Mehr als 180 Kommunen in Deutschland arbeiten auf ihren Grünflächen bereits pestizidfrei. Ganz aktuell plant die Stadt Gelsenkirchen, ihren Pächtern auf privatrechtlicher Ebene die Nutzung des Mittels zu untersagen – wie auch schon einige ihrer Nachbarkommunen.
In deutschen Baumärkten ist der meist verkaufte Unkrautvernichter der Welt ebenfalls nicht mehr erhältlich. Die Händler wollen damit den Wünschen der Verbraucher für mehr Umweltschutz entgegenkommen.
Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittels steht nämlich schon lange im Verdacht, krebserregend zu sein. In den USA sieht sich die Bayer-Tochter Monsanto deswegen mit 8700 Klagen konfrontiert. Im August 2018 wurde Monsanto von einem US-Gericht zu einem Schadenersatz von 289 Millionen Dollar zugunsten eines krebskranken Mannes verurteilt, der angeblich wegen seiner langjährigen Glyphosat-Nutzung erkrankte. Das Urteil ist indes noch nicht rechtskräftig.
Ein weiterer Verdacht legt nahe, dass Glyphosat das Artensterben zu beschleunigt. Diese Annahme bestätigt jetzt eine aktuelle Studie, die im renommierten Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurde. Die Arbeit zeigt, dass Glyphosat zumindest eine wichtige Ursache für das weltweite Bienensterben sein könnte. Offensichtlich schwächt nämlich das Mittel das Immunsystem von Bienen massiv, indem es die Bakterien in ihrer Darmflora tötet. Tatsächlich nahm die Zahl der in der Darmflora der Bienen gefundenen Bakterienarten signifikant ab, wenn man die Tiere Glyphosat aussetzte – einige Arten verschwanden fast komplett aus ihrer Darmflora. Bei Kontakt mit Krankheitserregern starben dann messbar mehr Bienen als ohne vorherigen Kontakt mit Glyphosat. (vgl. Studie „Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees”, http://www.pnas.org/content/early/2018/09/18/1803880115)
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
- Wie bewertet die Landesregierung die Ergebnisse der Studie vor dem Hintergrund der derzeitigen Maßnahmen des Landes gegen das Insektensterben?
- Welche Möglichkeiten hat die Landesregierung den Einsatz von Glyphosat landesweit einzuschränken bzw. zu verbieten?
- Was unternimmt die Landesregierung zum Schutz der Insekten, Amphibien und Vögel vor den schädlichen Auswirkungen von Spritzmitteln wie Glyphosat?
- Gemäß Presseberichten ist die Deutsche Bahn einer der größten Verbraucher von Glyphosat. Wie schützt die Landesregierung die Bevölkerung vor den schädlichen Auswirkungen vor Spritzmitteln wie Glyphosat?
- In welchen Kommunen NRWs gibt es bereits eine Beschränkung bzw. ein Verbot der Anwendung von Glyphosat?
Jürgen Berghahn