Die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere Sturmschäden, extreme Trockenheit und Borkenkäferbefall, haben den Wäldern NRWs in den vergangenen Monaten nachhaltige Schäden zugefügt. Vor allem die Fichtenbestände sind davon betroffen. Dies bedeutet einerseits eine große ökologische Herausforderung an die zukünftige Bewirtschaftung der Wälder, denn sie müssen den Anforderungen des Klimawandels in Zukunft besser standhalten können. Andererseits stellen die Schäden am Wald aktuell eine große finanzielle Last für die Waldbauern dar. Um diesen beiden Aspekten gerecht zu werden, hatte im Herbst 2018 Frau Umweltministerin Heinen-Esser vielerlei Hilfen und Sofortmaßnahmen angekündigt.
Beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz wurde eine „Task Force Borkenkäfer“ eingerichtet, die übergreifend die Maßnahmen zur Eingrenzung der Borkenkäferkalamität koordinieren sollte. Die „AG Großkalamität“ innerhalb des Landesbetriebes Wald und Holz sollte die Arbeit der Task Force unterstützen.
Frau Ministerin hatte darüber hinaus angekündigt, weitere umfangreiche Sofortmaßnahmen zu veranlassen. Dazu zählten:
- „der Einschlag von befallenen Bäumen, damit die Auswirkungen auf die Nachbarbestände und auf das kommende Jahr begrenzt werden können,
- die Verbringung und Lagerung des „Käferholzes“ außerhalb von Fichtenbeständen,
- die Entrindung der gefällten Stämme im Wald,
- die ausnahmsweise Behandlung gefällter Bäume mit Insektiziden, damit die Borkenkäferlarven nicht ausreifen können,
- die Unterstützung beim Holzverkauf, um das befallene Holz rasch aus dem Wald zu schaffen. Aufgrund des Überangebots ist jedoch mit fallenden Holzpreisen zu rechnen,
- den forstlichen Personaleinsatz in den Schadensregionen zu verstärken.
Darüber hinaus sollte sich das nordrhein-westfälische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium beim Bund dafür einsetzen:
- die Steuersätze für die Einnahmen aus dem Verkauf des Borkenkäfer-Holzes zu reduzieren und die Rücklagenbildung zu erleichtern,
- vorübergehend das Transportgewicht für Lastkraftwagen zu erhöhen und das Fahren auch an Sonn- und Feiertagen bundesweit zu ermöglichen,
- die forstlichen Fördermaßnahmen für Wiederaufforstung und Borkenkäferbekämpfung zu verstärken,
- die Wegebauunterhaltung durch Cofinanzierung zu unterstützen.“
(zitiert aus: Pressemitteilung MULNV 06.11.2018)
Darüber hinaus machte Frau Ministerin Heinen-Esser im Waldzustandsbericht 2018 deutlich, dass a) der Zustand des Waldes in NRW der schlechteste seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 1984 sei und b) ein neues Waldbaukonzept vorläge, welches die Wälder im Klimawandel stabiler und anpassungsfähiger machen werde. (vgl. auch Pressemitteilung des MULNV vom 07.12.2018)
Die Folgen des Klimawandels betreffen die Wälder in benachbarten Bundesländern ebenfalls stark. In Hessen beispielsweise gibt es schnelle konkrete Unterstützung: Für die vom Sturm Friederike betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bot das Hessische Umweltministerium Soforthilfen an. Diese dienten der raschen Aufarbeitung des Schadholzes und Räumung der Sturmwurfflächen. Bislang wurden über 800.000 Euro an Unterstützung gewährt (Stand November 2018).
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:
- Wie genau wurden die oben genannten, in der Pressemitteilung des MULNV vom 06.11.18 erwähnten Sofort-Maßnahmen bisher in die Tat umgesetzt?
- Auf welchem Stand sind die in derselben Pressemitteilung angekündigten Verhandlungen mit dem Bund zur Entlastung der Waldbauern?
- Welche zusätzlichen Maßnahmen plant die Landesregierung zu ergreifen, um die Waldbauern zu unterstützen, sollte der Bund keinen steuerlichen Erleichterungen zustimmen?
- Sind finanzielle Hilfen für die Waldbauern wie in Hessen geplant?
- An welchen Maßnahmen wird der Landesverband Lippe, als größter Waldbesitzer im dritten Landesteil teilhaben können?
Jürgen Berghahn
Ellen Stock
Dr. Dennis Maelzer